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Flotte

Schiffe versenken    Dumping ships

hieß ein beliebtes harmloses Spiel in unserer Jugend, wozu man nur zwei Blätter kariertes Papier und zwei Stifte brauchte. In den Dreißiger Jahren nannte man es "Flottenkampfspiel" und spielte es realistisch mit Holzschiffchen auf Spielbrettern.

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Die Künstlergruppe Broschwitz arbeitete zwei Jahre bildnerisch mit den Themen Schiff/Schiffswrack/Ostsee und stellte im Ergebnis etwa 150 Bilder zusammen.

Schiffe / versenken: Das Thema ist groß und schwer. Uns interessierte von Anfang an die Tradition des Spiels und sein deutlicher Verweis auf die (kriegerische) Geschichte der deutsche Flotte. Das Spielchen ist immer noch populär; es gibt heute Video-Game- und Internet-Vollversionen dieses Spiels. Wir wurden uns im Zuge der ersten Arbeiten und der Materialrecherche schnell klar über zwei Dinge. Zum einen über die Wucht der Fakten. Zum zweiten über die drohende schnelle Kategorisierung der künstlerischen Arbeit auf die beiden Generalnenner, Umwelt und Krieg. In der Doppelbödigkeit des gewählten Titels klingt die künstlerische Herangehensweise an, die die Gruppe Broschwitz eingeschlagen hat. Die Künstler nähern sich der Materie unscharf: hier spielerisch, dort rational, wählen Positionen in subjektiv- historischer Nähe oder aus der kühlen Distanz heraus.

Karin Christiansen benützt für ihre Malerei Dokumentarfotos aus der Nachkriegszeit des Marinehafens Kiel. Inge X Husemann arbeitet spielerisch-symbolisch mit Urelementen, Feuer und Wasser, die Schiffe ebenso angreifen wie Leinwände. Sabine Drasen arbeitet in diesem Projekt vorwiegend mit Vorlagen wie Ostseepostkarten und eigenen Video-Stills, die eine Beziehung zwischen Kriegsrealität und sommerlichem Strandleben herstellen lassen. Natalie Friedinger arbeitet and der Umsetzung von Seekarten und Luftaufnahmen von auf Grund liegenden Wracks. Roland Kreuzer fügt Schrift in seine abstrakten Bilder ein und benützt dabei Textmaterial über Giftgasfunde an den Stränden der Ostsee.

Broschwitz arbeitet nach dem Prinzip Fragmentierung / Reihung: Im ersten Schritt findet eine individuelle, einzelbildnerische Bearbeitung eines gewählten gemeinsamen Themas statt; im zweiten eine Hängung der formateinheitlichen Einzelbilder in blockartiger, enger Gesamtkomposition. Die Gruppe Broschwitz benützt dieses Arbeitsprinzip seit mehreren Jahren (Das "Broschwitz-Muster", 1998, 1999) und begreift diese Aneinandersetzung als wesentlichen Teil der künstlerischen Arbeit.

Die Gruppe Broschwitz arbeitet in keiner Weise didaktisch oder historisch zum Thema. Die fünf Malerinnen und Maler verstehen sich als Künstler, nicht als Wissenschaftler.


Parallel zur bildnerischen Arbeit führte Broschwitz eine umfangreiche Ausstellungstournee in sieben Städten durch. Jede der Ausstellungen wurde neu konzipiert und enthielt neue Arbeiten. Je nach Schwerpunkt wurden die großen Bildwände durch Begleitprogramme ergänzt.

Arbeitsaufenthalt im Juni 2000 auf Schloß Bröllin , August 2000 bis Mai 2001 Ausstellungen im Dielenhaus Stralsund, in der Galerie Am Alten Markt Rostock und in St. Spiritus Greifswald. Arbeitsaufenthalt im Juni 2001 in der Turbinenhalle des ehemaligen Kraftwerks Peenemünde, Teil des Museums Peenemünde. , September 2001 bis Mai 2002 Ausstellungen im Umweltbundesamt Berlin , in Bornholms Kunstmuseum (Dänemark) und in der ehemaligen Burg der Pommerschen Herzöge in Szcecin (Stettin), Polen.


Im Jahr 2001 erschien der Katalog "BROSCHWITZ. Schiffe versenken", der neben einer Auswahl von etwa 80 Bildern eine Reihe von Aufsätzen und Beiträgen zum Thema enthält, Autoren: u.a. Eva Schepermann, Dirk Zache, Frank Politz und Peter Ehlers.

Katalog: 120 Seiten, 13 x 13 cm, ca 100 Abbildungen, 5 EUR. Bitte bestellen Sie per mail.


Eine wichtige Materialquelle für unser künstlerisches Projekt sind die Informationen über die Giftgas-Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg in der Ostsee und die Vorgänge in den Jahren 1945 bis 1947, als die Alliierten zahlreiche mit chemischen Kampfstoffen beladene Frachter in der Nordsee und der Ostsee versenkten.

Nach vorsichtigen Schätzungen von Greenpeace handelt es sich um wenigstens15.000 Tonnen an verschiedenen Giftgas-Stoffen wie Senfgas und Phosphor. Laut Bericht der Helsinki-Kommission von 1995 (final report 95) wurden in den letzten zehn Jahren vermehrt Gebinde oder Klumpen an gebundenem Senfgas in Fischnetzen gefunden. Das Umweltbundesamt Berlin berichtet über verdächtige Fundstücke u.a. an den Stränden der Insel Bornholm. Die Vermutung liegt nahe, daß versenkte Wracks, Bomben oder Fässer am Durchrosten sind und ihren Inhalt nach und nach freisetzen. Zahlen und Mengen der versenkten chemischen Waffen und weitere Informationen über die Vorgänge in der Nachkriegszeit sind nachzulesen beim Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) und bei Mitretek.


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