Giftmüll und Kriegsschiffe als tickende Zeitbomben

Ungewöhnliche Ausstellung einer Berliner Künstlergruppe

Fünf verschiedene Handschriften und ein gemeinsames Thema: Die am Meeresboden schlummernden Überbleibsel der Weltkriege. Die Maler stellen bis Anfang September im Dielenhaus aus.

Stralsund. Quadratische Bilder, 80 klein- und zehn großformatige Werke, willkürlich geordnet. Bilder, die mit anderen eine Zwiesprache eingehen, sich gegenseitig bereichern und doch alleine stehen können. "Schiffe versenken" heißt das Projekt der Berliner Künstlergruppe "Broschwitz". (...) Mit fünf verschiedenen Handschriften und Stilen machen sie auf die Überreste des Zweiten Weltkriegs in der Ostsee aufmerksam - tickende Zeitbomben aus Giftgas. Bevor die Maler den Pinsel in die Hand nahmen, haben sie Bücher gewälzt und sich in das Thema eingearbeitet. "Viele Betrachter sehen nur die schönen Farben und freuen sich über das Bild. Sie entdecken aber nicht, dass eigentlich viel mehr dahintersteckt", sagt Inge X Husemann und zeigt dabei auf ein großes gelbes Gemälde. Senfgas soll es darstellen, das ähnlich wie Bernstein aussieht und auf dem Meeresboden in Fässern liegt. Ein anderes Bild zeigt alte Seekarten von 1945, zerrupfte Papierstreifen und alte Kriegsschiffe in einer Collage zusammengefügt. Zu jeder Ausstellung werden die Gemälde anders arrangiert.

 

  Ostseezeitung, 11.8.2000